Im Rahmen des des 5G AR Hackathons gewann das Team arISTA den 2. Platz. Im Interview stellt das Team sich und ihre Applikation vor.

Das Team:

Lenka Mildner (51), Online-Journalistin, Gründerin von MIT-KIDZ, dem Digitalguide für barrierefreie Familienfreizeit und Mutter eines schwerbehinderten Sohnes.
Studium der Medienwissenschaften, Slawistik und Germanistik an der Ruhr Universität Bochum.

Sebastian Niemann (44), Motion Designer bei Kreative Kommunikationskonzepte GmbH
Ausbildung zum Mediengestalter
Studium Druck und Medientechnick / Gestaltungstechnik - Bergische Universität Wuppertal

René Torkler (44), Technischer Angestellter, Ausbildung zum Energieelektroniker Fachrichtung Betriebstechnik, Studium der Informationstechnik an der Technischen Hochschule Georg Agricola Bochum

Die Applikation:

Sebastian: Durch die Arbeit im ADFC und die Freundschaft zu einem Paar (Einer Blind, einer im Rollstuhl) hat sich meine Sicht auf die Dinge geändert. Was vorher verborgen War wird plötzlich sichtbar.

Das Auto, dass auf dem abgesenkten Bordstein steht, das Bild im Museum, das zu hoch hängt, Rampen die nicht zu finden sind, Theateraufführungen mit einer Technik für Gehörlose und Schwerhörige, aber keine Bildbeschreibung für Blinde usw.

René: Familienausflüge können mit dem ÖPNV richtig schön sein (auch mit Kinderwagen), wenn da nicht ausgefallene Aufzüge an den Stationen wären, die vorher nicht bekannt gewesen sind. Und dann das „zurechtfinden“ in einem großen Bahnhof wie dem Düsseldorfer HBF. Schon alleine ist es schwierig den passenden Weg zu finden, ganz zu schweigen, wenn noch kleine Kinder dabei sind. Man möchte doch nur den Ausgang finden …

Lenka: mein Sohn ist inzwischen fast 16 Jahre alt – und durch seine angeborene Taubheit und den damit verbundenen Kontakt zu anderen Familien mit behinderten Kindern, hat sich für mich eine neue Welt erschlossen. Ich habe sehr früh angefangen mich auch ehrenamtlich in verschiedenen Inklusionsgruppen zu engagieren und habe vor zwei Jahren MIT KIDZ – den Digitalguide für barrierefreie Familienfreizeit für Eltern von behinderten und nicht-behinderten Kindern ins Leben gerufen.

In meinen Augen ist unsere App wichtig, da die Menschen mit einem Handicap spontan – und ohne große Vorplanung – einen Ausflug unternehmen können. Denn - im Gegenteil zu Leuten ohne eine Behinderung – ist Spontanität keine Selbstverständlichkeit.

Diese drei einzelnen Erfahrungen haben dazu geführt, dass wir schon länger bei einem Hackathon das Thema Mobilität, Barrierefreiheit und gleichberechtigte Teilhabe am Gesellschaftlichen Leben in einer Challenge umsetzen wollten. Die Möglichkeit, die die Aufgaben des „AR 5G Hackathons“ bot war worauf wir gewartet hatten. Uns war schnell klar, dass es eine Tourismus App sein soll, die die Stadt Barrierefreier, bzw. Barriereärmer macht und so einer größeren Gruppe, die oft übersehen, oder hintenangestellt wird, die Abenteuer die eine Stadt wie Düsseldorf bietet, so wie alle anderen zu erleben.

Deshalb war uns wichtig, dass wir nicht nur eine Behinderung berücksichtigen, sondern mehrere. Damit die App wie ein Portal wird.

Das ist der Grund, warum der Startbildschirm der App 4 Auswahlmöglichkeiten hat.

Sehbehinderte, Hörbehinderte, Geistigbehinderte und Behinderungen die die Mobilität betreffen.

Jede Gruppe bringt ihr eigenes UX/UI mit, die den unterschiedlichen Bedürfnissen entspricht.

Das Konzept für Sehbehinderte Menschen hat die Menüpunkte Navigation, Hoher Kontrast und Bildbeschreibung.

Das Konzept für Gehörlose Menschen hat die Menüpunkte sichtbar machen der Umgebungsgeräusche und einen Gebärdensprachen Guide, ähnlich einem Audioguide.

Für Menschen mit einer Geistigen Behinderung gibt es die Menüpunkte Museum und Umgebung.

Bei der Museumsoption sieht das Konzept einen Museums Guide in Leichter Sprache vor. So sollen z.B. mit AR Figuren vor Exponaten erscheinen, die in leichter Sprache und langsamem Sprechtempo die Ausstellungsstücke Beschreiben und erklären.

Dasselbe Konzept gibt es für den Menüpunkt Umgebung. Hier werden vor allem Gebäude und Denkmäler erklärt.

Das Konzept für Menschen, die in ihrer Mobilität auf Hilfsmittel angewiesen sind, besteht aus den Menüpunkten Navigation, Indoor-Navigation und „Auf Augenhöhe“. Bei der Navigation soll vor allem eine Integration der Wheelmap geschehen und eine Erweiterung an Touristischen Orten, um mittels AR Hindernisse, Rampen und Aufzüge besser zu erkennen, umso schneller ans Ziel zu kommen. Das Gleiche Konzept ist für die Indoor-Navigation vorgesehen, Hier sollen vor allem die Wege durch AR Sichtbar werden.

Der Menüpunkt „Auf Augenhöhe“ bezieht sich auf Museen. Oft sind Informationen zu Exponaten zu hoch, oder schwer zu finden. Hier soll es möglich sein, die Informationen auf dem Smartphone darzustellen.

Was uns von Anfang an klar war, dass wir trotz 2 Monaten Laufzeit niemals eine solche App umsetzen können. Also haben wir uns vor allem auf das Konzept konzentriert und die UX/UI erstellt. Dabei hatten wir viel Kontakt zu den möglichen Zielgruppen und haben vor allem ein „proof of concept“ gemacht, um sicher zu stellen, dass unsere Ideen auch wirklich sinnvoll sind. Aber gerade dieser Punkt wird bei einer Umsetzung dieser App noch viel Arbeit erfordern, da vieles erst in der Praxis auffallen wird.

Außerdem erfordern viele Ideen in unserem Konzept die Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen im Stadttourismus und Museen, da viele Informationen erst einmal erstellt werden müssen.

Wie z.B. Texte in leichter Sprache, Indoor-Navigation, Bildbeschreibungen und Videos mit Gebärdensprache.

Was uns deshalb besonders wichtig war, auf das Thema aufmerksam zu machen und ein Bewusstsein zu schaffen, dass es Menschen gibt, die zwar eine Behinderung haben, diese aber nicht zu einem Hindernis werden muss, wenn eine Stadt Barrierearm ist.

Wie war euer Team aufgestellt?

René: Entwickler, Konzept

Lenka: Beraterin, Texterin, Recherchearbeit, Konzept

Sebastian: UX / UI Konzept

Was hat euch am meisten Spaß gemacht?
Düsseldorf mit anderen Augen neu zu entdecken und die Möglichkeiten mit AR etwas zu erschaffen, dass hilft vielleicht ein paar Hindernisse aus dem Weg zu räumen und in Zukunft eine Stadt für alle zu erschaffen.

Was war das Besondere an diesem Hackathon?
Die Dauer, dass die Hardware gestellt wurde und, bedingt durch Corona, die ungewohnte Kommunikation.

Warum sind Events wie dieser Hackathon so wichtig?
Eins hat so die Möglichkeit in einem freien Umfeld neue Dinge und Ideen auszuprobieren und neues zu lernen. Was so im Alltag nicht möglich ist.

Im Allgemeinen ist das Besondere an Hackathons, die Eindrücke die eins mitnimmt, Erfahrungen und Freundschaften. So haben wir uns vor drei Jahren kennengelernt und als Hackathon Team zusammengefunden.

Wie ist euer Bezug zu Düsseldorf, was hat euch motiviert mitzumachen?
Wir alle 3 sind häufig in Düsseldorf - beruflich und auch privat bedingt. Unser erster gemeinsamer Hackathon war auch am Startplatz.

Wir fanden es sehr spannend gerade in Düsseldorf die Barrierefreiheit der Locations zu erkunden.

Sehr gerne würden wir unsere App weiterentwickeln, damit Düsseldorf eine der ersten barrierefreien Städte wird.

Wann habt ihr eure erste APP entwickelt?
Dies war unsere erste App, davor waren es vor allem Webinterfaces und Webapps.

Was habt ihr für Tipps an Teilnehmer anderer Hackathons?
Macht mit. Lasst euch nicht abschrecken vom Ursprung und Namen, ihr müsst keine Programmiergötter sein, nutzt die Möglichkeit neues zu lernen, neue Menschen kennenzulernen und eure eigenen Grenzen zu erweitern. Egal ob 15 oder 70, Mann oder Frau. Das was ein Team bei einem Hackathon stark macht ist die Diversität, jeder und jede ist ein wichtiger Teil denn wenn alle Teams homogen wären, würde es keine neuen Ideen geben.

Zum Durchhalten, fangt mit den kleinen 24 Stunden Hackathons an, habt keine Angst zu scheitern, eher im Gegenteil. Scheitert schnell, damit ihr wisst, wie es nicht geht, steht auf und macht es nochmal. Habt keine Angst vor Fehlern, die machen euch stark und wenn es spät wird, Trinkt Kaffee, Mate und esst einen Schokoriegel. Aber vor allem, habt spaß.

Wir danken dem Team arISTA für das Interview.

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